Sunday, April 8, 2007

BRIEF AN DEN JUNGEN IM ZEICHEN DES STEINBOCKS

María Ángeles Juarez, Mexiko

Für Dr. Jesús Arenas Osuna
wegen seines leuchtenden Blicks.


Welch’ freudiges Zwitschern
betrachtet die Abendsonne!
Goldene Spur des Herbstes!
Dezember sinkt in seinen frostigen Rändern
aus Purpur und Gold zum Horizont
hinab zu Meer und Berg
mit dem strömenden Geplapper der Kinder,
dem Kyrie Eleison einer Messe in D-Dur.
Am anderen Ende des Weges
des halbschlafenden Kirchspiels
läuten die Glocken
Bronze und Licht eines Gebets.
In diesen Stunden
lasse ich mich von meinen Sinnen treiben,
der Flügel eines roten Kardinals streift
schweigsame Liebschaften in der Ferne.
Junge im Zeichen des Steinbocks,
hier bin ich:
denke dich in Körper und Seele herbei,
fiebernde Herrin eines Geschicks,
das ich mit dir nur in Träumen teile.
Ich weiß nicht, warum mich Ungewissheit ergreift
wenn ich in den Avocadogärten, fern meinem Blick
im dichten Laub
das namenlose Bellen eines Streuners höre,
der in seinem Elend in den runden Schatten der Früchte beißt
in den unscharfen Momenten nach ihrem Fall.
Keine Allee vermisst den Namen eines Helden;
das stetige Zwinkern der Schatten
öffnet Pfade einer fliederfarbenen Gelassenheit,
auf denen ich unwiderruflich in ein
Wechselgespräch vergangener Momente eintrete
die Abwesenheiten beschwören, die man fühlt wie den Tod.
Junge im Zeichen des Steinbocks:
wenn ich durch göttliche Fügung ins Leben zurückkehre
eines Tages unzählbaren Lichts
ohne Verletzung der Zeit
wird meine Stimme, aus uraltem Geschlecht
fordern
dass mich dein männlicher Wille begleite
in diesem von Traumfarnen bewachsenen Heim
wo die Stunden
dem Ticken des Weltalls widersprechen
und man im letzten Hauch des Abends lebt,
in der maßlosen Trägheit
der Berge.
Der Herbst schreibt seine goldene Spur
in deine Augen, und in meine,
verschwommene Melancholie ohne festen Meridian.
Junge im Zeichen des Steinbocks
treu deiner Ahnung
beschwörst du Wohlwollen,
in der spröden Dämmerung
folgst du der wandernden Spur meiner Träume;
zwei Frauen in Weiß,
Wolken der Verheißung begleiten dich
und lassen mich in bewohnten Gebieten
einer zeitlosen Zeit zurück
wo Adelaida, meine Tochter
die schmerzliche Geschichte meines Blutes ist.

Aus COLOQUIO DE AYERES, María Ángeles Juárez Téllez.
(Rancho El Mesón Michoacán. Mexiko, Dezember 2004)
María Ángeles Juárez Téllez, geboren in Michoacán,Studium der
spanischsprachigen Literatur an der Fakultät für Philosophie und Literatur der
UNAM. Von 1984 bis 1986 war sie Mitarbeiterin des mexikanischen Erzählers
Juan de la Cabada. 1989 leitete sie den Workshop Einführung in literarisches
Forschen und Schreiben des Kulturzentrums «La Quinta Colorada». Werke:
Caligrafía de Ariadna und der Gedichtband Bajo los girasoles.
2003 stellte die UNAM ihr Buch Cosas que dejé en la lejanía/ Memorias de Juan
de la Cabada vo

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